Brief an ein Vereinsmitglied, das seinen Austritt aus dem Verein erklärt hat

Sehr geehrter Herr NN,

es tut mir leid, dass ich Ihren Kommentar zu unserem Rundbrief vom 12. Juli 2010 nicht kommentiert habe. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn ich Ihnen so zu einem „audiatur et altera pars“ hätte verhelfen können. Ich bitte aber zu bedenken, dass es in den Monaten seither einiges zu tun gab, den Verein zusammen zuhalten. Erst am 09.09. 2010 hatten wir ein Gespräch mit dem Gemeindevorstand, in dem deutlich wurde, dass ein „Miteinander“ auf absehbare Zeit nicht möglich war, denn uns wurden die Schlüssel abgenommen und ein Arbeitsverbot ausgesprochen. Wenn Sie am 13. August 2010 schreiben „Ob die Reaktion des Bürgermeisters der Sache angemessen war, möchte ich hier nicht beurteilen“, dann könnte Ihnen doch mittlerweile der am 27. April 2011 nach einem halben Jahr auf unsere Dienstaufsichtsbeschwerde hin eingetroffene Bescheid des Landrats zu einem Urteil verhelfen.

Ich hoffe, es ist Ihnen mittlerweile klar geworden, dass der „Zwischenfall“ gar nicht vom Verein ausgelöst wurde, ihm also gar nicht zuzuschreiben war. Es war also auch sachgemäß, auf die Details nicht einzugehen. Die Anzeigen des Bürgermeisters und des betroffenen Gemeindebediensteten gegen ein Mitglied des Vereins, der als Privatperson das Fest des DLRG besucht hatte, waren erfolglos. Der „Zwischenfall“ war, in Ihrer psychologisch nachdenklichen Art gesprochen, für den hier irrational und rechtswidrig handelnden Bürgermeister offenbar ein Anlass, die im Laufe der Jahre aufstauten Ressentiments gegen den Verein auszuleben. Die „Autorität des Personals“ war wohl weniger durch den „missionarischen Eifer“ der Helfer untergraben (schade, dass sie keine Gelegenheit hatten, mäßigend auf den von Ihnen beobachteten Eifer Einfluss zu nehmen) als die Autorität des Gemeindevorstandes durch sein Nichthandeln, die Kosten im Schwimmbad entsprechend den Ende 2008 von einer AG vorgelegten Vorschlägen zu senken. Je länger diese Vorschläge offenbar liegen geblieben waren, verband sich damit nämlich auch der implizite, noch unausgesprochene Verdacht oder Vorwurf der Geldverschwendung im Freibad, es war ja mittlerweile Mitte 2010. Ein sprechendes Detail jedoch war: Die Wasseranalyse im Frühjahr 2010 hatte ergeben, dass der Vorgabe aus dem Rathaus vom verantwortlichen Badpersonal nicht entsprochen worden war, dem Winterwasser keine chemischen Zusätze zuzugeben, so dass das Beckenwasser nicht kostenfrei in den Bach abgepumpt werden konnte. Vielleicht hat ja auch die mittlere Katastrophe des undichten Daches und der deshalb außer Betrieb genommenen Solaranlage eine Rolle gespielt, dass hier ein Zwist zwischen einem Badegast und einem Schwimmmeister zu Lasten des Vereins zum provinziellen Politikum aufgeblasen wurde, dem dann offenbar auch ihre Aufmerksamkeit galt.

Sie sprechen ohne Datum von „Presseveröffentlichungen“, es hat nur eine vom neuen Vorstand gegeben: Der Bericht von der 8. Mitgliederversammlung. Auch dieser wurde natürlich von den Redaktionen verändert. Der Bescheid des Landrates wurde der Presse unkommentiert übermittelt und ich habe lediglich auf Anfrage gegenüber einem Presseorgan meine Enttäuschung ausgesprochen, dass derartige Rechtsbrüche eines Bürgermeisters letzten Endes sanktionslos durchgehen.

Wenn Sie die Mitgliederversammlung besucht haben, dann ist ihnen sicher folgendes deutlich geworden:

1. Es hat sich kein Mitglied, das Hilfsdienste im Schwimmbad geleistet hat, dazu bekannt, noch weiterhin Hilfsdienste leisten zu wollen. Sagen Sie doch bitte diesen Leuten, was Sie von Ihnen denken! Ich habe als unmittelbar Engagierter großes Verständnis für deren Entschluss. Wir vertreten allerdings auch jeden, der trotz der Vorfälle das Badpersonal durch freiwillige Hilfsarbeit weiterhin entlasten möchte. Wenn dies in dem bisherigen Umfange im Namen des Vereins erfolgen sollte/könnte, möchten wir aber folgende Fragen vorher geklärt wissen:
a) Werden durch Hilfsarbeiten des Vereins Arbeitsplätze oder Arbeitsverhältnisse der Gemeinde gefährdet oder reduziert?
b) Werden durch Hilfsarbeiten des Vereins Arbeiten getätigt, die vom ganzjährig beschäftigten Badpersonal eigentlich auszuführen sind, sei es nun bereits laut den geltenden Arbeitsverträgen oder sei es, weil dies ggf. auch in anderen Bädern üblich ist.

2. Der Gemeindevorstand hat dem Verein Ende 2010 dann einen sog. Kooperationsvertrag vorgelegt, der die Tätigkeit des Vereins auf die bekannten Hilfsarbeiten, aber nun auch tägliche Reinigungsarbeiten festlegen und beschränken will und uns keine darüber hinaus gehenden Informationsrechte, das Freibad betreffend, zugesteht. Dies ist für uns unannehmbar.

3. Der Vorstand will sich in der kommenden Zeit vorrangig und erneut dem Schwimmbadhaushalt widmen. Von allen unter unserer maßgeblichen Mitarbeit vorgelegten Vorschlägen zur Kostenreduzierung wurde unseres Wissens seit 2009 nur einer vom Gemeindevorstand realisiert: Die Erhöhung der Gebühren für das Schwimmbad. Es wird sich zeigen, wie der neue Gemeindevorstand und das neue Gemeindeparlament, in dem die Parteien, die das Schwimmbad schließen wollten, nicht mehr die Mehrheit haben, die Entwicklung des Schwimmbadhaushaltes bewerten. Wir fürchten, dass wir weiter vom Ziele des von der Gemeindevertretung Mitte 2008 geforderten 50%-igen Kostendeckungsgrades entfernt sind als wir es Ende 2008 waren. Aber wer weiß das schon und wer sollte es längst wissen?

Ihr Eindruck, es gehe uns nicht mehr um die ursprünglichen Ziele des Vereins und es handle sich bei uns um das Ausfechten eines Privatkrieges, geht an den Realitäten vorbei. Wir nehmen mit Bedauern ihren Austritt satzungsgemäß zum Jahresende hiermit zur Kenntnis, bitten jedoch, diesen noch einmal zu überdenken.

Mit freundlichen Grüßen
Hans-Georg Knoop