Die 6. Sitzung des Schwimmbadaussschusses

Die Sitzung hatte zwei wesentliche Tagesordnungspunkte. Der erste war Vorstellung der Planungsbüros. Hier hatte offenbar das Bauamt (d.h. nicht der Gemeindevorstand) von den vier Büros, die noch zur vorherigen Sitzung am 11. September auf die Anschreiben der Gemeinde geantwortet hatten, zwei ausgewählt: Protec Ingenieure und Schick+Partner, Freie Architekten.

Die Fa. Protec stellte durch Herrn Ollmann ihr Licht auf den Scheffel als Fachmann für Bedarfsplanung, Beratung und Baubegleitung, während Architekt Schicks Vortrag gipfelte in der Erläuterung eines wunderschön bunten Bildes einer Neuplanung, die besonders auf die Berücksichtigung von Kinderwünschen abstellte. Wir würden gerne dieses Entwurfsbild zeigen, denn es sagt mehr als viele Worte. Man würde darauf sehen: Das Nichtschwimmerbecken wurde ersetzt durch eine phantastische Plansch-Fluss-Landschaft mit Sandstrand und das Schwimmerbecken wurde umfunktioniert zum Mehrzweckbecken mit Strömungskanal plus „Breitrutsche“. Erhaltenswert als Alleinstellungsmerkmal des Egelsbacher Bades fanden beide Planer das Ensemble von Sprungturm und Sprungbecken.

Wir ersparen uns, die vielen Details der Vorträge der beiden Planer wiederzugeben, da wir der Veranstaltung nur äußerst skeptisch gegenüber stehen können: Dies ist der dritte Anlauf im Egelsbacher Parlament, das Bad neu zu beplanen. Die ersten beiden Versuche blieben mehr oder weniger folgenlos, haben aber viel Geld gekostet. Nun ist die Haushaltssituation so schlimm, dass man sich fragen muss, wo das Geld für Planung und Ausführung herkommen soll. Vom Bauamtshimmel fiel die Summenvorgabe von 3,5 Mio. Beide Planer wollen das einhalten, aber Schick+Partner muss den Nachweis dafür, an den wohl keiner glauben mochte, noch nachreichen.

Auf einige wenige Aspekte soll aber doch eingegangen werden:

Ein Dorn im Auge sind beiden Planern die großzügigen Egelsbacher Wasserflächen: Während Protec sie von 2.120 qm auf 1.650 qm verkleinern will, bietet Schick+Partner nur noch 1.300 qm. Als Begründung hielt dafür die Einwohnerzahl Egelsbachs und der bei den Planern übliche Proporz her! Kosteneinsparungen dadurch wurden von beiden nicht beziffert, wohl weil man dann auch die Amortisation der Kosten der Umgestaltung nachweisen müsste. Und bei sehr heißem Wetter sind die angeblich überdimensionierten Wasserflächen so gut genutzt, dass man quasi auf der Stelle schwimmen muss.

Der Schick’sche Entwurf geht von der Beobachtung aus, dass das Egelsbacher Bad zu wenige Attraktionen für kleine Kinder bietet. Offenbar soll hier in der Konkurrenz mit den Nachbarbädern ein lockendes Angebot für Familien mit kleineren Kindern geschaffen werden. Der kritische Zuhörer mag sich aber fragen: Wenn das Bad mal fertig ist, sind dann nicht die Brühl-Kinder schon zu alt und die dann gewachsene Zahl der Senioren verprellt?
Wie viel Wärme- und Stromenergie sowie Ersatzkosten und Hygienechemie benötigen Sprudelliegen, Massagedüsen, Brodler, Wasserwerfer, Fontänen? Lässt sich nicht ein viel kostengünstigeres Angebot für die genannte Zielgruppe herstellen? Wir werden auch Vorschläge dazu machen.

Interessant war, dass bestehende Technik der Heizung und Wasseraufbereitung nicht grundsätzlich oder detailliert in Frage gestellt wurde. Klar ist, dass das bestehende Chlorierungsverfahren der Beckenlängsdurchströmung nur solange Bestandsschutz hat, wie es nur um Reparaturen daran geht. Als Damoklesschwert über dem Bad schwebt der offenbar unbekannte Zustand der alten Zu- und Ableitungen zu den Becken. Über beobachtete Wasserverluste konnte oder wollte Schwimmmeister Hoffmann auf Befragen von Herrn Schick keine genauen Auskünfte geben.

Nicht gefragt wurde, ob sich das Bauamt nun beide Planer oder nur einen wünscht. Nach dem interfraktionellen Beschluss vom 15.12.2011 soll jetzt der Gemeindevorstand die Vergabe vornehmen „unter Berücksichtigung der Einschätzungen im Schwimmbadausschuss“. Dazu müsste aber erst einmal ein genehmigter Haushalt 2012 und/oder 2013 vorliegen. Unsere „Einschätzung“ kann derzeit nur sein: Lasst die Finger von der Planung und haltet das Geld für das Bad erhaltendes Unabweisbares und Kostensenkendes zusammen.

Damit sind wir beim zweiten wesentlichen Tagesordnungspunkt: Brunnennutzung und Abwasserausleitung – Darstellung der Vorgehensweise des Bauamtes. Mit wenigen Worten erklärt der Leiter des Bauamtes, Herr Bierling, dass man den diesbezüglichen interfraktionellen Beschluss der Gemeindevertretung vom 15.12.2011 in den Rahmen der technischen Gesamtplanung einbinde und deshalb zurückstelle.

Für den Förderverein (in Vertretung für Hans-Georg Knoop) protestiere ich und weise darauf hin, dass eine solche Behandlung des Beschlusses eigenmächtig und unzulässig sei und eines Änderungsbeschlusses der Gemeindevertretung bedürfe. Herr Sieling weist dann auf Arbeitsbelastung des Bauamtes und fehlende Haushaltsmittel hin. Dem halte ich entgegen, dass laut Beschluss vom Mai 2009 dazu die vorhandenen Mittel der Fleißnerspende zur Verfügung stünden, auch dass im Januar 2012 Bürgermeister Moritz Herrn Schlaefer vom Bauamt mit der Umsetzung des Beschlusses vom 15.10.2011 beauftragt habe. In dem Beschluss heißt es u.a.:
Der Beschluss der Gemeindevertretung vom 20.05.2009 TOP 05 bezüglich des Freibades auf Grund der Vorlage des Gemeindevorstandes wird ohne Einschränkung bestätigt.
Der Gemeindevorstand wird aufgefordert, die Umsetzung sofort mit
a. der Brunnensanierung und
b. Verhandlungen mit dem Abwasserverband über die Senkung der zu berechnenden Abwassermengen zu beginnen.

Es wird dann noch von Herrn Kurpiela der Versuch unternommen, mit dem Hinweis auf die möglicherweise maroden Rohrleitungen zu und von den Schwimmbecken eine „Einbindung“ der Brunnenwassernutzung in die „Gesamtplanung“ zu begründen. Die Einspeisung des Brunnenwassers in die Frischwasserzufuhr ist aber davon nicht abhängig. Werner Fritzsche (Gemeindevorstand) weist darauf hin, dass eine „Gesamtplanung“ eine europaweite Ausschreibung benötige und dadurch sehr viel Zeit. Der Ausschussvorsitzende Hans-Jürgen Rüster (in Vertretung für Michael Sarnecki) stellt fest, dass die Absichten des Bauamtes (offenbar mit Billigung des neuen Bürgermeisters) dem Beschluss der Gemeindevertretung zuwider laufen, dass es für diese Handlungsweise des Bauamtes einer neuen Beschlusslage in der Gemeindevertretung bedürfe und schließt die Sitzung. Ein Beschluss des Gemeindevorstandes, der die Ansichten des Bauamtes billigt, ist uns auch nicht bekannt. Der Eindruck aus der letzten Ausschusssitzung, dass die Egelsbacher Gemeindeverwaltung auch unter dem neuen Bürgermeister Sieling sich erlauben will und kann, den 2011 bekräftigten Beschluss der Gemeindevertretung vom Mai 2009 zur Kostenreduzierung des Freibades nicht auszuführen, hat sich damit leider bestätigt.

Egelsbach, d. 31. Oktober 2012
Dietrich Fischer